Preisrichter

Der Spaß und die Freude an der Rassegeflügelzucht wurden mir bereits in meiner Kindheit durch meine Eltern vermittelt. Seit meinem zwölften Lebensjahr bin ich Mitglied des Rassegeflügel- & Vogelzuchtvereins Alstätte 1959.

Nach dem zweiten Weltkrieg hielt die Generation meiner Eltern Hühner und Tauben, neben anderen Haustieren, in erster Linie zur Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung für die Familie. Mich faszinierten aber ausdrucksstarke Köpfe und schöne Kämme der Hähne, kräftige Körper und das Farbspiel im glänzenden Gefieder. So machte ich mich als Jugendlicher mit dem Fahrrad auf und suchte erfahrene und erfolgreiche Züchter auf, um von ihnen zu lernen. Ausgestattet mit guten Zuchttieren, versuchte ich dann, das in Gesprächen vermittelte Wissen in die Praxis umzusetzen.

Doch ich wollte mehr. Ich erkundigte mich nach den Voraussetzungen für eine Preisrichterausbildung in der Preisrichtervereinigung Westfalen-Lippe. Mit gerade einmal zwanzig Jahren sah ich mich kritischen Fragen der Preisrichtervereinigung ausgesetzt; war ich doch in jener Zeit der mit Abstand jüngste Preisrichteranwärter. Zu der Zeit waren meine Ausstellungserfolge auf Großschauen noch recht dürftig. Auch verfügte ich natürlich nicht über eine Zuchtanlage wie ich sie heute habe; ich lebte bei meinen Eltern und die Stallungen waren sehr viel einfacher gestaltet. Aber es nützte nichts, ich reichte Bilder meiner Zuchtanlage ein, wies meine bisherigen Ausstellungserfolge und meinen züchterischen Lebenslauf nach, beantragte ein polizeiliches Führungszeugnis und stelle dies ebenfalls zur Verfügung.

Am Ende des Aufnahmeverfahrens konnte ich die Kommission überzeugen und durfte mit einer vierjährigen Ausbildung beginnen. In zahlreichen Schulungen wurde mir viel Theorie vermittelt. Ich lernte die Satzung des BDRGs und seine Allgemeinen Ausstellungsbestimmungen kennen. Weiteren Schwerpunkt bildete die Rassenkenntnis, deren Bewertung und die Abstufung von Rassegeflügel im Rahmen der Bewertung.

Ich hatte damals mehrere Mentoren, die mir auf dem langen Weg zum Preisrichter hilfreich zur Verfügung standen. Dies waren insbesondere Heinrich Krandick aus Vreden, ein sehr erfolgreicher Züchter von Rheinländern und Mookee Tauben, Alfons Perick aus Gronau-Epe, einer der erfolgreichsten Züchter von Englischen Kurzschnäbligen Tümmlern und Josef Fischer aus Nordwalde. Herr Fischer war wohl einer der größten Kenner unserer Kropftaubenrassen. Den Brünner Kröpfer hat er selbst über viele Jahre mit sehr großem Erfolg gezüchtet. Auch war er immer ein großer Freund und Kenner unseres Amsterdamer Kröpfers.

Meine Prüfung zum Preisrichter legte ich 1986 für die Gruppen der Kropftauben und der Formentauben ab. Sonderrichter für Amsterdamer Kröpfer bin ich fast ebenso lang. Es folgten fast jedes Jahr weitere Gruppen, so dass ich seit 2003 für die Gruppen B bis M zugelassen bin. Ich darf also heute alle Hühner, Zwerghühner und Taubenrassen bewerten, was insbesondere für einen Einsatz auf Orts- und Kreisschauen von Vorteil ist.

Das saisonale Ausstellungswesen, in der Regel von Oktober bis Januar, ist nicht immer leicht mit Beruf und Familie vereinbar. Als selbständiger Zweirad-Mechanikermeister bin ich sehr glücklich über den Umstand, dass die Ausstellungssaison exakt in die für mich etwas ruhigere Herbst- und Winterzeit fällt. So kann ich mich einmal in der Woche von meinen Mitarbeitern vertreten lassen und Richtaufträge erledigen.

Heute bin ich seit fast dreißig Jahren als Preisrichter für den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter tätig. Ausgelernt habe ich deshalb aber nicht. Jeder Bewertungsauftrag stellt eine neue Herausforderung dar; jede neue Rasse und jeder neue Farbenschlag in der großen Welt der Rassegeflügelzucht stellen auch an uns Preisrichter neue Anforderungen.

Unzählige Gespräche über die ausgestellten Tiere an den Käfigen, Züchterbesuche und ein reger Austausch mit den Ansprechpartnern von Sondervereinen haben mich jedes Jahr reicher an Erfahrung gemacht. Ich kann nur jedem, der Freude an unserem Hobby hat, empfehlen, eine Ausbildung zum Preisrichter zu absolvieren. Die Erfahrungen, die man in diesen Jahren macht, sind unglaublich wertvoll und die vielen interessanten Begegnungen und Freundschaften mit zahlreichen Persönlichkeiten der Rassegeflügelzucht sind manche Mühe und Anstrengung mehr als wert.

Norbert Potreck
Mitglied der Preisrichtervereinigung Westfalen-Lippe
des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V.

 

Übersicht der Gruppenzuordnungen:

A Wassergeflügel, Puten und Perlhühner
B Hühner
D Zwerghühner
E Kropftauben
F Formentauben, Huhn- und Schautauben
G Tümmler
H Farbentauben
I Trommeltauben
K Strukturtauben
L Mövchen
M Warzentauben, einschl. Bagdetten
Z1 Hühnerartige (Galliformes) von Zwergwachtel bis Pfau
Z2 Wild- und Ziertauben
Z3 Wasserziergeflügel (Anatidae) Gänse und Enten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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